KI oder Mensch? Warum die KI-Stimme nicht mit einem Profisprecher vergleichbar ist

KI Roboter spricht in ein Mikrofon
KI am Mikrofon. Sie macht Fortschritte, kann dem Menschen aber noch nicht das Wasser reichen.

In einer Welt, die zunehmend von künstlicher Intelligenz (KI) geprägt wird, werden synthetische Stimmen immer häufiger eingesetzt, sei es in virtuellen Assistenten wie Siri und Alexa oder in automatisierten Kundendienstsystemen. Während diese KI-Stimmen zweifellos Fortschritte gemacht haben und oft als beeindruckend realistisch empfunden werden, sind sie dennoch nicht mit menschlichen Stimmen vergleichbar. Es gibt verschiedene Gründe, warum diese beiden Arten von Stimmen nicht gleichgestellt werden können. In diesem Artikel gehe ich auf die wichtigsten Unterschiede ein.

Atemlos: Haben Sie schon mal eine KI Luft holen hören?

Vermutlich nicht. Zwar gibt es bereits Anbieter, die die Atemlosigkeit ihrer KI erkannt haben und ihr daher das Atmen sprichwörtlich „eingehaucht“ haben – jedoch klingt das alles bisher ziemlich künstlich und im wahrsten Sinne des Wortes wenig atemberaubend.

Ein wesentlicher Unterschied liegt in der biologischen Natur der menschlichen Stimme im Vergleich zur synthetischen KI-Stimme. Die menschliche Stimme ist das Ergebnis eines komplexen Zusammenspiels von Muskeln, Luftstrom, Stimmlippen und Resonanzräumen im menschlichen Körper. Dies verleiht der menschlichen Stimme eine natürliche Nuance, Klangfarbe und Ausdruckskraft, die schwer zu imitieren sind. Eine KI-Stimme kann bis heute dieses sprecherische Können eines Menschen nicht vollständig reproduzieren.

Beispiel gefällig? Nehmen wir dazu einen Ausschnitt aus der Vorrede zur ersten Auflage von Schopenhauers Werk „Die Welt als Wille und Vorstellung“:

Ein System von Gedanken muß allemal einen architektonischen Zusammenhang haben, d. h. einen solchen, in welchem immer ein Theil den andern trägt, nicht aber dieser auch jenen, der Grundstein endlich alle, ohne von ihnen getragen zu werden, der Gipfel getragen wird, ohne zu tragen.“

Können Sie noch folgen? Schwere Kost, zugegeben. Aber wie spricht nun ein Mensch diesen Text? Und wie eine KI-Maschine?

Hier ist der Vergleich:

KI Stimme
Menschliche Stimme

Sie haben es gehört: Die KI (in diesem Fall die von Google) ist im Vergleich zu einem menschlichen Profisprecher völlig überfordert. Lassen Sie es uns deshalb mit einem einfacheren Beispiel versuchen. Eine Telefonwarteschleife:

KI Stimme
Menschliche Stimme

Erstaunlich. Ist Ihnen aufgefallen, dass die KI in diesem Beispiel hier und da tatsächlich Luft holt? Freilich klingt das alles sehr unnatürlich. Vor allem die Betonung, die viel zu langen Zäsuren und die schlechte Ansprechhaltung. Der KI fehlt es schlicht an emotionaler Tiefe und Authentizität, die menschliche Stimmen auszeichnet.

Deshalb klingen die KI-Stimmen so künstlich

Menschen sind in der Lage, Emotionen nicht nur durch ihre Worte, sondern auch durch Tonfall, Betonung und Sprechgeschwindigkeit zu vermitteln. Eine traurige oder fröhliche Stimme kann eine starke emotionale Resonanz beim Zuhörer hervorrufen. KI-Stimmen können zwar Emotionen simulieren, jedoch fehlt es ihnen oft an der Echtheit und Tiefe. Dies führt dazu, dass KI-generierte Stimmen häufig als mechanisch oder unpersönlich wahrgenommen werden.

Menschliche Stimmen sind spontan und vielfältig, eine KI braucht erst Training

Collage vieler Menschen
So vielfältig Menschen sind, so vielfältig ist die menschliche Sprache. Eine KI hält sich beim Sprechen an ihre Algorithmen.

Kulturelle und soziale Nuancen spielen eine wichtige Rolle bei der menschlichen Kommunikation, die nicht leicht von KI-Stimmen reproduziert werden können. Die Art und Weise, wie Menschen sprechen, wird stark von ihrer kulturellen Herkunft, ihrem sozialen Umfeld und ihren individuellen Erfahrungen geprägt. Diese subtilen Unterschiede in Aussprache, Akzent und Sprachgebrauch tragen zur Vielfalt und Einzigartigkeit menschlicher Stimmen bei. KI-Systeme können zwar trainiert werden, um bestimmte kulturelle Variationen zu imitieren, doch es ist schwierig, die Vielfalt und Komplexität menschlicher Sprache vollständig zu erfassen.

„Sei doch mal spontan!“

Ein weiterer Faktor, der KI-Stimmen von menschlichen Stimmen unterscheidet, ist die Fähigkeit zur spontanen Anpassung und Improvisation. Menschliche Sprecherinnen und Sprecher können sich flexibel an verschiedene Situationen anpassen, indem sie ihre Stimme, ihren Tonfall und ihre Wortwahl je nach Bedarf ändern. Sie können auch spontan reagieren und in Echtzeit auf die Reaktionen ihres Publikums eingehen. KI-generierte Stimmen hingegen folgen einem vordefinierten Skript oder Algorithmus und sind weniger flexibel in ihrer Interaktion mit Menschen.

Es ist wichtig anzumerken, dass die Entwicklung von KI-Stimmen dennoch bedeutende Fortschritte gemacht hat und in vielen Anwendungen bereits äußerst nützlich ist. KI-generierte Stimmen werden zunehmend in der Barrierefreiheit eingesetzt, um blinden und sehbehinderten Menschen den Zugang zu digitalen Inhalten zu erleichtern. Sie finden auch Anwendung in der Sprachsynthese für maschinelle Übersetzungen und in der Unterhaltungsindustrie für die Erstellung von Hörbüchern und Podcasts.

Fazit

Trotz der rasanten Fortschritte der künstlich erzeugten Stimmen, ist es wichtig, die Grenzen und Unterschiede zwischen KI-Stimmen und menschlichen Stimmen anzuerkennen. Menschliche Stimmen sind nicht nur akustische Signale, sondern tragen auch eine tiefgreifende emotionale und kulturelle Bedeutung. Sie sind Ausdruck der Individualität und Vielfalt der menschlichen Erfahrung. Während KI-Stimmen in bestimmten Anwendungen nützlich sind, sollten sie nicht als vollständiger Ersatz für menschliche Stimmen betrachtet werden. Stattdessen sollten sie als Werkzeug angesehen werden, das die menschliche Kommunikation ergänzt und erweitert, aber niemals ersetzt.

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